Samstag, 15. Oktober 2011

Hallo Deutschland!


Es ist mal wieder an der Zeit, etwas von mir hören zu lassen…. :)
Seit dem letzten Eintrag ist wieder einiges passiert…

Die Arbeit geht immer noch weiter voran (gut so!!). So bin ich in den letzten Wochen morgens auf die Aidsstation im Krankenhaus gegangen. Die Leute dort sind super nett und es gibt eigentlich auch genug Arbeit. :) Katja sitzt meistens vorne am Empfang, ruft die Patienten auf, misst Blutdruck und Puls und schickt sie dann weiter zum Arzt. Ich sitze in einem kleinen Räumchen mit „Granny“. „Granny“ ist eine Nonne in einem stolzen Alter und heißt eigentlich Sister Gertrude. Aber sie wird eigentlich von allen „Granny“ genannt. Sie ist zwar noch fit, geistig und auch körperlich, aber man merkt, dass sie nicht mehr die Jüngste ist, wenn sie zum Beispiel eine Apothekenbescheinigung der Patienten in die falsche Akte einheften will oder ein paarmal nachfragt, ob ich den Patienten denn jetzt wirklich für das richtige Datum gebucht habe und ich ihr dann einige Male versichern muss, dass ich das schon ganz alleine kann und auch wirklich gemacht habe. :) Ansonsten macht es wirklich Spaß mit ihr zu arbeiten und ich denke ich kann (und werde) noch viel von ihr lernen. Aber auch sie lernt von mir. Denn ich habe ihr ein paar deutsche  Wörter beigebracht und seit letzter Woche ist sie jetzt meine „Oma“ hier in Lwak und Katja und ich ihre Enkelinnen! :D Mit der Aussprache klappts noch nicht ganz so gut, aber man weiß was sie sagen will. :D
Meine Arbeit auf der Aidsstation besteht eigentlich nur daraus, die Akten von den Patienten aus dem Arztzimmer zu holen, zu gucken, wann sie wieder kommen müssen, um neue Medikamente zu bekommen und sie dann in ein dickes Kalenderbuch einzutragen mit Namen und dazugehöriger Nummer. Außerdem müssen Granny  und ich die Medikamente kontrollieren, die sie in der Apotheke abgeholt haben, ob es auch die richtigen sind und vor allem die richtige Menge, die bis zum nächsten Arztbesuch reichen muss… Die Leute sind alle super freundlich und ich lerne dort auch die Sprache besser und habe letzte Woche schon erfolgreich ein (kleines) Gespräch auf Luo gehalten! :D Ich hoffe das lässt sich noch ausbauen! :D Trotzdem ist es manchmal erschreckend, zu sehen, wie jung die meisten doch noch sind, die zu uns kommen und die Medikamente bestätigt bekommen. Am Anfang war es schon hart, wenn dann ein kleines Mädchen von vielleicht 4 oder 5 Jahren mit bunten geflochtenen Zöpfen vor einem steht, einen mit großen dunklen Augen anguckt und die Mutter, die ebenfalls HIV positiv ist, die Medikamente für die Kleine überprüfen lässt… Aber auch, wenn in der Akte die Krankheit bestätigt ist, geht es den meisten Leuten doch ziemlich gut und man sieht ihnen nicht an, dass sie eigentlich krank sind. Sie lachen viel, sind sehr offen und freuen sich über jedes Gespräch, dass man mit ihnen führt. So ist es nicht zu schwer dort zu arbeiten, die Arbeit ist einfach und schnell gemacht und die Zeit am morgen geht zügig vorbei! :)
Sonst gehen wir immer noch jeden Tag in die High School, um dort den Deutschunterricht zu geben. Es macht immer noch Spaß und die Mädels machen Fortschritte. Im November sind in Kenia National Exams und es wird auch ein Deutschexamen geben. Ich bin gespannt, wie sie abschneiden werden!! :D
Dazu versuchen wir gerade ein Projekt mit Brieffreundschaften nach Deutschland aufzubauen. Katja und ich haben an unsere alten Schulen geschrieben und es kommt langsam in Gang und die Mädels sind schon sehr aufgeregt..! :)

Außerdem habe ich letzte Woche Sister Leaticia getroffen (sie unterrichtet an der Primary), die uns die Englischhefte zum Korrigieren gegeben hatte. Ich hatte sie schon seit einigen Tagen gesucht, weil ich fragen wollte, ob ich demnächst eine Englischstunde halten könnte… Jedenfalls hatten wir uns dann endlich getroffen (sie hatte auch nach mir gesucht) und ich bin quasi ins kalte Wasser geschmissen worden. Sie bat mich ihre Englischstunden am Donnerstag und Freitag zu halten, denn sie müsse für ein paar Tage nach Nairobi. Es sollten dann also direkt 5 Englischstunden sein! (Da hatte ich dann auch verstanden, warum sie mich seit einigen Tagen gesucht hatte…!!) Erst habe ich mich gefreut, weil Arbeit in Sicht war und ich endlich mal ausprobieren konnte, wie mir das Unterrichten so gefällt. Wir sind dann durchgegangen, was ich mit den Mädels die nächsten zwei Tage machen sollte und wie und wann ich was machen sollte. Soweit so gut. Mittwochnachmittag habe ich mir dann die Bücher vorgenommen und Unterricht vorbereitet. Das Thema (direct und indirect speech) war eigentlich nicht so meins, aber für Klasse 7 war das schon in Ordnung. Donnerstagmorgen bin ich dann also zum Unterricht gegangen und hatte eine Klasse mit ca. 50 Mädels vor mir sitzen, die mich erwartungsvoll anstarrten. Schon ein bisschen komisches Gefühl… Naja…es hat eigentlich alles ganz gut geklappt, auch wenn ich glaube, dass sie mich nicht ganz so ernst genommen haben und Respekt hatten, denn ich habe glaube ich ganz anders unterrichtet, als die Lehrer hier. Alle sind ziemlich streng und es gibt hier ja auch immer noch den Schlagstock als Bestrafung…  Donnerstagmorgen habe ich dann zwei Stunden gehalten und abends um 19 Uhr sollte ich eine weitere halten. Das fand ich eigentlich nicht so toll, weil wir um die Uhrzeit normalerweise Abendessen (:D) und es ja auch schon dunkel ist und im Dunkeln gehen wir hier eigentlich nicht mehr raus. Naja, Sister hatte mich darum gebeten, also musste ich abends wieder los. Leider hatte es Donnerstagnachmittag angefangen zu regnen und so musste ich dann im strömenden Regen im Dunkeln mit Taschenlampe wieder losstapfen… Als ich in der Klasse ankam, war ich trotz (großem!) Regenschirm und festen Schuhen pitschnass und im Klassenraum war es einfach viel zu laut! Nicht wegen der Mädels, sondern auf Grund des Wellblechdaches…! Das hatte ich ganz vergessen!! Jedes Haus hat hier Wellblechdach und da es so stark regnete, konnte ich kein einziges Wort verstehen. In der Stunde sollte ich neue Vokabeln aus dem Text im Buch erklären und wollte natürlich, dass die Mädels mir sagen, welche sie sich notiert hatten. Nach ca. 10 Minuten hatte ich aufgegeben und jede kam an die Tafel und schrieb ein Wort auf. Nach ca. 30 Minuten gab ich dann komplett auf, da es sich nicht lohnte irgendetwas zu erklären….man hätte sowieso kein Wort verstanden! Also bin ich wieder gegangen…raus in den immer stärker werdenden Regen! Auch wenn es nur 2 oder 3 Minuten bis zur Schule sind….im Dunkeln war das dann nicht so prickelnd… Außerdem hatte es seit fast einer Woche nicht geregnet und alle Wege (und ich meine ALLE Wege) standen komplett unter Wasser…na ganz toll!! Naja irgendwie habe ich mir dann meinen Weg durch die Wasserstraßen gesucht und hab mich ziemlich beeilt, weil es auch noch angefangen hatte zu Gewittern und es zwischendurch so geblitzt hat, dass es Taghell war und ich mich richtig erschrocken hatte..!! Ich war also froh, als ich wieder im trockenen war…das muss ich nicht nochmal haben…
Naja…gestern habe ich dann die letzten zwei Stunden gehalten und die waren schon besser, als die ersten am Donnerstag. Auch wenn ich glaube, dass sie mich immer noch nicht ganz als Respektperson gesehen haben, haben sie schon verstanden, dass ich ihnen was beibringen kann! :D
Trotzdem, auch wenn ich froh war über die viele Arbeit, würde ich nächstes Mal gerne ein paar Tage vorher Bescheid wissen und mehr Vorbereitungszeit haben…aber es hat ja trotzdem alles funktioniert :)

Soviel zur Arbeit…

Letztes Wochenende sind Katja und ich nach Uradi zu Jenni und Chrisi gefahren. Was eine Fahrt!! Uradi ist ungefähr 1,5 bis 2 Stunden von Lwak entfernt. Allerdings nur, wenn man ein Auto hat…
Schon zwei Tage vorher hatten wir gefragt, wie wir denn nach Uradi kommen und uns jeden einzelnen Schritt notiert… Wir sollten Freitags losfahren und bis Samstag bleiben, da wir Jennis und Chrisis Geburtstag feiern wollten und auch unseren ersten gemeinsamen Monat in Kenia!!
Freitags morgens hat Father uns dann zum Glück nach Bondo gefahren (hatten wir das Piki Piki (Motorradtaxi) also schon mal gespart…) und von dort sollten wir eigentlich ein Matatu nehmen. Father setzte uns dann alerdings an einem „Taxistand“ ab… die Anführungszeichen für „Taxistand“ sind berechtigt!! Denn es war zwar ein Kombi, aber Taxi kann man so was nicht nennen…. Schon als wir vor dem Auto standen saßen auf dem Rücksitz VIER Leute…vier Leute und zwei Babys! Father unterhielt sich dann mit dem Fahrer und gab ihm quasi Anordnungen uns sicher zum nächsten Ort zu bringen! Katja und ich stiegen dann also vorne ein. JA! Vorne! Zu ZWEIT! Wir uns dann also zu zweit auf den Beifahrersitz gequetscht und es kamen immer mehr Leute…! Dass man hier einige Zeit warten muss, bis das Verkehrsmittel losfährt waren wir ja schon gewöhnt, auch dass die Matatus überfüllt sind (anstatt der angeordneten 14 Personen sind es meist 20 bis 23…!), aber ein „Taxi“!?! Das war neu für uns! Auch, wenn wir schon oft davon gehört hatten, konnten wir es uns dann doch noch nicht vorstellen… Naja…jedenfalls waren wir dann im Endeffekt 13 Leute in dem kleinen Kombi als wir losfuhren…!! Wir saßen zu VIERT vorne…Katja und ich auf dem Beifahrersitz (auf der linken Seite ;D) und der Fahrer mit einer Frau auf dem Fahrersitz! Auf dem Rücksitz VIER Personen plus 3 Babys und im Kofferraum ZWEI Personen plus Gepäck…!! Und dann 20 Minuten Richtung Siaya! Die Leute auf dem Rücksitz haben sich glaube ich köstlich über uns amüsiert! Ich musste andauernd lachen und den Kopf schütteln, weil ich einfach nicht glauben konnte, dass wir gerade zu DREIZEHN (!!) Personen in einem Kombi saßen…naja es war lustig und aufjedenfall eine Erfahrung wert..!! Haha :D
Nach ca. 2,5 Stunden kamen wir dann endlich in Uradi an, nachdem wir von Siaya noch ca. eine halbe Stunde mit dem Piki Piki die Berge hoch fahren mussten..
Bis Abends waren dann auch die anderen vier, Benoit, Moritz, Alina und Christel, da und es gab eine Menge zu Essen, eine leckere Bowle und ein kleines Lagerfeuer, wo wir drum herum saßen und in Jennis Geburtstag reingefeiert haben. Das Highlight war allerdings die Bowle (mit Ananasstückchen…lecker!) und der afrikanische Tanzkurs… :D Je später es wurde, desto mehr wurde uns der „afrikanische“ Tanzsstil beigebracht..! Es war lustig! :D Trotzdem war ich froh, als ich dann (morgens) im Bett lag.. :)
Am nächsten Tag haben wir dann noch eine kleine (geführte) Wanderung durch den Busch gemacht. Eigentlich wollten wir Affen sehen, aber wie das dann so ist…man sieht natürlich keine! War trotzdem schön :) Dann haben wir noch ein bisschen zusammengesessen und unseren Weihnachtsurlaub besprochen und angefangen zu planen und haben uns dann nach dem Mittagessen auf den Weg nach Hause gemacht. Waren wir froh, als wir zu Hause waren! Es war nett, zu sehen, wie die anderen Dörfer so sind und was die haben und wir nicht, aber wir waren doch froh, als wir die vertraute Umgebung wieder hatten und unser eigenes Bett! :D Außerdem sind wir das einzige von unseren vier Dörfern, die eine richtige Dusche haben!!!!!! Boah bin ich froh darüber….!!!! :D

Ansonsten waren Caro, Isabelle, Katja und ich diese Woche alleine hier im Haus, denn alle Fathers mussten nach Kisumu zu einer Fortbildung… Gestern Abend ist Father dann wiedergekommen und das Wiedersehen war toll! Der erste Monat ging unglaublich schnell rum und jetzt haben wir auch schon wieder Mitte Oktober… Wahnsinn! Trotzdem fühlt man sich schon sehr wohl und man hat ein neues zu Hause gefunden. Mit Father verstehen wir uns unglaublich gut (die Pfarrer hier sind nicht zu vergleichen mit denen in Deutschland!) und auch mit dem Diakon verstehen wir uns gut! Mit ihm gehen wir jetzt auch ca. alle zwei Tage morgens Laufen (endlich Sport!! Dazu noch fast jeden Tag Basketball mit den Mädels aus der High School…es macht so Spaß!!! :)). Nächste Woche Donnerstag ist hier ein nationaler Feiertag und wahrscheinlich fahren wir dann mal wieder nach Kisumu! Da freue ich mich schon sehr drauf!! :)

So…das ist erst mal wieder genug, denke ich :D Ich werde mich bemühen, öfter zu schreiben, damit ich nicht immer so viel auf einmal habe…
Bis Bald!
Viele liebe Grüße aus Kenia!!

P.S.: Das Wetter…es wird jeden Tag heißer…der „Sommer“ kommt, wenn man das so nennen kann, denn richtige Jahreszeiten gibt es hier ja nicht…jedenfalls werden November, Dezember und Januar am heißesten und besonders um Weihnachten soll es am heißesten sein…ich bin gespannt!! :)

P.P.S.: Nochmal zu dem Brand in der High School von ganz am Anfang… es war wirklich ein Mädchen aus der high School, dass den Brand gelegt hatte…sie wurde direkt festgenommen und muss jetzt vor Gericht. Erst hieß es, dass sie wahrscheinlich 9 Jahre ins Gefängnis muss, denn in Kenia passiert es wohl öfter, dass die Schüler ihre Schulen abbrennen (KRASS!!) und so wurde es vor ein paar Jahren eingeführt, dass man dann für 8 oder 9 Jahre ins Gefängnis muss…Jetzt ist aber sogar die Rede von 3 oder 4 Mädels, die den Brand verursacht haben oder mitgeholfen haben und die müssen sich jetzt gute Anwälte suchen…mal sehen, wie es so endet…aufjedenfall ne krasse Sache!!
 

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Also die Bowle mit Ananasstückchen würde mir auch schmecken :) Freue mich sehr das es dir dort gefällt und vielleicht kannst du Weihnachten mal in kurzen Hosen feiern :)
et Mäxchen

Anonym hat gesagt…

ohaaa, das klingt alles so, so aufregend und unglaublich. Wahrscheinlich glaubt man's nicht bis man es selber erlebt hat :) das mit 13 Leuten im Taxi ist einfach viel zu lustig :D

ich vermisse dich sehr!
und um es mit Cluesos Worten zu sagen:
"Ich versuch die Distanz zu überwinden indem ich dir schreib.
Egal Telefon, Sms, Facebook, E-mail und Skype
Fernbeziehung (bzw. Freundschaft :D) ist der ewige Flot.
Man wird umso mehr verrückt je weniger man von dem anderen hört.[...]Ich nehm dich nochmal in den Arm und lass es zu.
Ganz egal wohin du gehst und was du tust,
Du bleibst." <3

Kuss, Franzi [Rudig :D]

Anonym hat gesagt…

Toll!!
Freue mich immer wieder, von dir zu lesen! Kriege jedes mal Gänsehaut. Pass weiterhin gut auf dich auf.
Kussi, Alina

Anonym hat gesagt…

Mäuselein! Du schreibst so schön! Lass mal was von dir hören! 1 * 10^70 Küsschen nach Kenia :)