Dienstag, 27. März 2012

Zwischenbericht

Es ist soweit...der zweite Zwischenbericht steht an. Ungefähr alle 3 Monate müssen wir für unsere Organisation einen Zwischenbericht schreiben, in dem wir beschreiben sollen, wie es uns geht, was wir machen und ob wir gut zurecht kommen. :) Jetzt stand also der nächste an....ich schreibe ihn euch hierrein, damit ihr einen Überblick über meine derzeitige Situation und (Gefühls)Lage bekommt. :)



“There’s no hurry in Africa!“

Es ist Ende Februar. Unser Besuch aus Deutschland sitzt im Wohnzimmer, steht auf, läuft herum, setzt sich wieder hin. Steht wieder auf, läuft in ihr Zimmer, kommt zurück, geht wieder….dreimal hintereinander das gleiche. Sie sitzt am Essenstisch, wir unterhalten uns und sie reißt an einem Papierstückchen herum. Irgendwann kann ich nicht mehr und weise sie (leider etwas zu laut) zurecht: „Kannst du mal bitte aufhören, das macht mich unglaublich nervös!!“. Sie guckt mich mit großen Augen an und sagt nur leise „Entschuldige!“. 

Als ich diese Prozedur die ersten zwei Tage mitbekommen habe, habe ich gedacht „Oh Gott, wenn in Deutschland alle so herumlaufen und hibbelig sind, bekomme ich, glaube ich, die Krise!!“. Außerdem musste immer alles geplant werden und schon zwei Tage im Voraus geguckt werden, wie wir zu unserem Ziel kommen, was wir wann dort machen und wie wir wieder zurück kommen und am besten würden wir doch abgeholt. AHHHHH! Langsam! Wir fahren einfach los, gucken dann vor Ort, wie wir unsere Dinge erledigt bekommen, die wir machen wollen und wenn wir nicht abgeholt werden können, dann ist es halt so. Ist ja nicht so, als ob es keine „öffentlichen“ Verkehrsmittel geben würde in Kenia.

Ich glaube, das ist eine persönliche Veränderung, die mich im Moment am meisten ausmacht, integriert hat und ein ganz kleines bisschen zur Kenianerin gemacht hat: das stressfreie Leben! Alles läuft immer und überall wo man hingeht auf „Pole! Pole!“ („Langsam! Langsam!“). Und ich muss sagen, auch wenn ich damit am Anfang ein paar Schwierigkeiten hatte, immer alles mit deutscher Korrektheit und Pünktlichkeit verglichen habe, habe ich diese Einstellung doch, glaube ich, ganz gut übernommen und sie gefällt mir (meistens)! Wenn das Matatu (Kleinbus), in dem man sitzt, noch nicht ganz voll ist und man eine Stunde (oder auch zwei) warten muss…na dann ist das halt so! Wenn der Kassierer das Produkt nicht einscannen kann und jemanden schickt, der erst einmal den ganzen Supermarkt durchsuchen muss, um das Produkt und die zugehörige Scannummer zu suchen  und sich hinter einem eine Schlange von zehn Personen bildet, die 20 Minuten warten muss….na dann ist das halt so! Wenn man mit jemandem abgesprochen hat um 15 Uhr loszufahren, derjenige aber erst um 16.30 Uhr auftaucht, ohne sich gemeldet zu haben…na dann ist das halt so!

Bevor ich hierher kam, hätte ich dem Busfahrer wahrscheinlich weiß Gott was erzählt, wenn er nicht „pünktlich“ losgefahren wäre (mal abgesehen davon, dass es hier keine festen Fahrpläne gibt…), im Supermarkt hätten sich die Leute fürchterlich beschwert (ich eingeschlossen) und demjenigen, der mir gesagt hatte, wir würden um 15 Uhr losfahren, wäre ich höchstwahrscheinlich böse gewesen, wäre er eineinhalb Stunden später aufgetaucht, ohne auch nur eine SMS zu schreiben oder anzurufen. Hier? Hier ist das alles völlig normal. Wir hatten einmal einen etwas älteren europäischen Herrn zu Besuch, der sich anscheinend mit dieser afrikanischen Mentalität auch schon auskannte, der uns einen sehr guten Spruch  mit gab: „We have the clock, they have the time!“ JA! Allerdings! :)

Auch wenn ich manche Mentalitäten gut angenommen, übernommen oder auch akzeptiert habe, ich mich sehr wohl fühle und Kenia und Lwak ein zweites zu Hause für mich geworden sind, werde ich aber wahrscheinlich dennoch immer die Rolle des „Ausländers“ behalten…Das liegt schon allein an der Hautfarbe. Taucht irgendwo eine weiße Person auf, machen die meisten große Augen, behandeln ihn wie einen König und manche, wenn sie mutig sind, fragen sogar nach finanzieller Unterstützung oder auch ob man nicht einen Laptop für sie „übrig“ hätte. Darüber haben wir auf dem Zwischenseminar viel diskutiert und gesprochen und haben diesem Thema die Überschrift „Weiße im schwarzen Kontinent“ gegeben. Es ist schon oft vorgekommen, dass sich die Afrikaner sogar schlechter machen und niedriger Stellen, auf Grund der Hautfarbe. In so eine Situation bin ich jetzt schon des Öfteren gekommen. Da heißt es dann „Warum grüßt du mich nicht? Es ist weil ich schwarz bin!“, „Ihr Leute denkt ihr seid super, weil ihr weiß seid!“ oder auch „Ich bin schwarz. Also bin ich arm! Gib mir Geld!“. Oft werde ich dann richtig wütend in mir drin, gehe dann aber einfach weiter, um keinen Streit anzufangen oder ähnliches. Ich kann das überhaupt nicht verstehen und frage mich dann, was diese Leute wohl erlebt haben, um so etwas zu sagen. Natürlich sind es fast ausschließlich Leute von der Straße, die so reden, aber manchmal würde ich ihnen einfach gerne mal so richtig meine Meinung sagen. Das Problem wäre dann wahrscheinlich, dass sie mich entweder nicht verstehen, weil ihr Englisch nicht gut genug ist oder ich dann einen aggressiven Eindruck vermitteln würde und daraus könnte sich schlimmeres entwickeln und das Risiko möchte ich nicht gerne eingehen. Dabei sind wir doch schon lange davon weg, jemandem auf Grund der Hautfarbe zu beurteilen! Jedenfalls denke und hoffe ich das! Wer also behauptet, dass die Weißen rassistisch seien? Sie begeben sich selbst in die „Opferrolle“ des Schwarzen und stellen sich unter uns. Außerdem erfahren wir hier eine ganz andere Art des „Rassismus“. Häufig ist es so, dass es bei den Leuten heißt: „Die ist Weiß. Also hat die Geld!“. Wie oft bin ich schon gefragt worden, ob ich nicht jemanden nach Deutschland holen könnte, oder einen Flug nach Deutschland bezahlen könnte? Wenn ich dann erzähle, dass ich noch nicht einmal Geld für meinen eigenen hatte, sondern meine Organisation diesen bezahlt hat, können sie das nicht verstehen und wollen es zum Teil gar nicht glauben. Des Weiteren gibt es hier ein spezielles Wort für weiße Menschen: „Mzungu“. Das ist Kisuaheli und überall wo man hinkommt, wird man so gerufen. Am Anfang war es ja noch ganz nett, wenn überall am Straßenrand die Kinder riefen: „Mzungu, how are you?!“. Und auch jetzt noch ist es in Ordnung, wenn die Kinder das rufen.  Aber wenn wir nun in der Stadt unterwegs sind und uns erwachsene Menschen „Mzungu“ rufen….dann ist das langsam nicht mehr so angenehm und man fühlt sich ein wenig „Abgestempelt“ und mit allen Weißen gleichgestellt. Oft reagieren wir darauf auch gar nicht mehr. Unvorstellbar, was passieren würde, würde in Deutschland auf der Straße jemand „Eh Schwarzer!“ rufen….!

Unter anderem dadurch werde ich immer „die Ausländerin“ und „die Weiße“ bleiben. Außerdem habe ich in den letzten Monaten, auch wenn ich die „Pole! Pole!“ Mentalität akzeptiert habe, doch gemerkt, dass ich schon ab und zu noch „deutsche Erwartungen“ habe, die aber nicht erfüllt werden oder nicht erfüllt werden können. Meine Beziehung zu Deutschland ist immer noch sehr eng und stark und ich habe manche Dinge doch wirklich zu schätzen gelernt. Meistens sind es auch nur die „kleinen Dinge“, die einem auffallen und die man zu schätzen lernt. Die Liste würde wahrscheinlich endlos werden, deshalb hier nur ein Beispiel: „Bitte“ und „Danke“ sagen. So etwas kennen die Kenianer nicht. Da heißt es dann „Gib mir“ oder „Bring mir“. Damit hatte ich anfängliche Probleme und habe versucht es ihnen irgendwie „beizubringen“, habe es aber schnell aufgegeben und einfach hingenommen. Schließlich bin ich nicht hergekommen, um die Kenianer zu lehren, sondern, um mit ihnen zusammen zu leben und von ihnen zu lernen.
Auch wenn sich das alles bis jetzt ein wenig negativ und zum Teil vielleicht auch böse angehört haben muss, bin ich doch glücklich hier und komme gut zurecht! Wir kommen sehr gut mit unseren Projektpartnern zurecht. Mit dem Father, mit dem wir in einem Haus zusammenleben, verstehen wir uns immer noch sehr gut und auch mit den Angestellten im Krankenhaus, mit denen wir zusammenarbeiten, verstehen wir uns gut. Wir sind immer gern gesehen und wenn wir mal eine Woche oder ein paar Tage nicht auf einer bestimmten Station waren, werden wir schon gefragt, wo wir denn gewesen seien, sie hätten uns vermisst. Ebenso kommen wir gut mit den Lehrern in der Schule zurecht und der Deutschunterricht macht immer noch sehr sehr viel Spaß! Wir haben uns hier ein „neues“ Leben aufgebaut. Das habe ich ganz stark gemerkt, als unser Besuch aus Deutschland hier war. Wir wussten einfach, was wir jeden Tag machen und wann wir wo hingehen. Wir haben unseren „Alltag“ gefunden. „Alltag“ in Anführungszeichen, denn einen richtigen Alltag, an dem jeden Tag das Gleiche passiert, gibt es hier kaum. Eigentlich passiert jeden Tag etwas Neues oder Unerwartetes. Aber das haben wir in unseren „Alltag“ eingeplant und akzeptiert, dass es häufig nicht so läuft, wie man es sich vorgestellt hat. Und das ist gut so!

Wir haben uns also mit allerlei Mentalitäten, Kulturunterschieden und Ansichtsweisen gut arrangiert. Und auch wenn ich mich doch schon auf zu Hause, meine Familie, Freunde und Deutschland freue, weiß ich jetzt schon, dass es mir unheimlich schwer fallen wird Lwak und Kenia irgendwann hinter mir lassen zu müssen. Es ist, wie gesagt, mein neues zweites zu Hause geworden und um ehrlich zu sein, graut es mir auch ein wenig davor in 4 Monaten in den Flieger in Richtung Deutschland zu steigen. Natürlich habe ich Kontakt zu Familie und Freunden in Deutschland, aber letztendlich haben wir dann 11 Monate voneinander getrennt gelebt. Ich habe so gut wie jeden Tag neue Erfahrungen und Erlebnisse gehabt und erlebt, die, wie ich denke, keiner meiner Freunde oder aus meiner Familie je erlebt hat. Das ist nicht schlimm, vielleicht ist es sogar gut. Und natürlich ist auch zu Hause die Uhr nicht stehen geblieben und jeder hat nun auch ein „neues“ Leben, das ich, bis jetzt, noch nicht miterlebt habe. Ich hoffe nicht, dass es dann einfach so weitergeht, wie es war, bevor ich Deutschland hinter mir gelassen habe, aber ich hoffe, dass ich aus meinen Erlebnissen und Erfahrungen so viel mitnehmen kann, wie nur möglich, und es dann noch besser und schöner wird, als zuvor. Denn, auch wenn ich mich ein wenig vor meiner Rückkehr fürchte, freue ich mich dennoch genauso sehr auf die Zukunft und was in Deutschland noch alles auf mich zukommen wird. 

Jetzt werde ich aber die letzten vier Monate noch genießen und versuchen einfach das Beste aus meinem „african way of life“ zu machen! :)

Sonntag, 11. März 2012

„You have to ask for a lift!” – „A lift?!” – „A LIFT!” :D


Ja…ein lift also. Bis dahin dachte ich immer „lift” hieße „Aufzug”.
Letzten Samstag habe ich dann neu dazugelernt. „Lift“ heißt nämlich auch, jedenfalls hier, trampen! :D
Also…wir waren letzten Samstag in der Nähe von Kisumu einen Freund besuchen und abends wollten wir wieder zurück fahren. Da aber ja Wochenende war,  wir auch noch in der Nähe von Kisumu, wo sich immer mehr Leute aufhalten, als hier auf den Dörfern, und sich auch noch ziemlich dunkle Wolken anfingen zu knubbeln , sagen wir eher schwarze, standen unsere Chancen, ein Matatu zu erwischen schlecht. Als wir dann auch noch die ganzen Menschen da stehen sahen, jedes Matatu, das ankam, schon unglaublich vollgestopft und wir dann bestimmt 10 Matatus durchfahren lassen mussten, weil sie eben so voll waren, meinte Mike, der Freund, den wir besucht hatten, auf einmal: „I think you have to ask for a lift!“. Ich habe ihn daraufhin erst mal komisch angeguckt, bis Yvonne meinte: „Er meint, wir sollen ein Auto anhalten und fragen, ob wir mitgenommen werden.“. Hmm…erst mal war mir das natürlich nicht so geheuer und ich habe dann die nächsten zwei Matatus noch abgewartet und geguckt, ob wir vielleicht doch einen Platz bekommen konnten. Aber da war wirklich absolut nichts zu machen. Na gut…dann also ein „lift“! Wir sind dann ein Stück weiter gegangen, wo mehr Platz war, damit Autos anhalten konnten. Wir hielten also Ausschau nach Privatautos, die wir hätten anhalten können. Vor ein paar Minuten fuhren noch etliche Pick Ups und „gut aussehende“ Autos (jaaa das heißt hier schon was!) vorbei. Und jetzt, wo wir eins brauchten…kam natürlich keins! So wie es immer ist, wenn man etwas braucht, ist es nicht da! Nach einigen Minuten Flaute, kamen dann zum Glück doch ein paar wieder an uns vorbei gefahren und ich bin dann immer vorgelaufen und hab gewunken und den Arm rausgehalten. Wir hatten die Hoffnung, dass vielleicht jemand für ein paar „Mzungus“ doch anhalten würde. Aber sie fuhren alle vorbei. Trotz meinem Winken und meinem auf und ab springen…. Wir hatten schon fast aufgegeben und wollten dann doch irgendwie in ein vollgestopftes Matatu reinkommen, als endlich ein Auto auf mein Winken und hin und her springen anhielt. Ein weißer Kombi (jaa ein sauberes und „gut aussehendes“ Auto!) mit schwarzen Scheiben…hmm…Mike ist dann ans Fenster, welches die Frau auf dem Beifahrersitz nur einen Spalt breit aufgemacht hatte (man weiß ja nie…) und fragte, ob sie uns mitnehmen könnten. Sie willigten ein und wir konnten endlich einsteigen! :D
Im Auto war es so gemütlich, dass wir froh waren, doch nicht in einem vollgestopften und engen Matatu zu sitzen. Das Ehepaar, das uns mitgenommen hatte, war auch wirklich sehr nett. Die erste Frage, die uns gestellt wurde, war: „Are you christians??“. Wir natürlich alle „Jaaa“ gesagt, woraufhin uns freudig die Hand geschüttelt wurde und „Good! Good! Good!“ gesagt wurde…hmmm typisch! Nächstesmal probiere ich mal was anderes und sage, dass ich Atheist bin. Mal sehen, ob wir dann auch noch so freudig begrüßt werden…haha :D
Im weiteren Gespräch stellte sich dann noch heraus, dass die beiden aus der Nähe von Uradi kamen, ein anderes Dorf, wo noch zwei andere aus unserer Freiwilligengruppe sind und diese sogar kannten! Selbst Kenia ist also ein einziges Dorf! :D
Ich fand das alles irgendwie so aufregend und spannend, dass ich fast die ganze Autofahrt durch immer wieder anfangen musste zu lachen. Wir hatten doch wirklich ein fremdes Auto angehalten und waren einfach eingestiegen…in Deutschland hätte ich das wahrscheinlich NIE gemacht…aber hier gehört es dann doch irgendwie dazu. :)
Sie ließen uns dann in einem Dorf ganz in der Nähe raus, wo wir dann von unserem Father abgeholt wurden. Letztendlich sind wir dann doch gut nach Hause gekommen, ohne Matatu oder Piki zu fahren. Gott sei Dank! J Geld hatten wir übrigens auch gespart, denn einen „lift“ bezahlt man hier nicht. :)

Wo wir gerade bei Verkehrsmitteln sind…hatte ich eigentlich schon mal was zu den Fortbewegungsmitteln hier geschrieben? Ich glaube nicht…also…was man zu Matatu, Piki Piki, Boda Boda & CO wissen sollte! :)

In Kenia gibt es in keiner Stadt eine U-Bahn oder Straßenbahn. Es gibt auch kein richtiges Verkehrsnetz. Also eigentlich gibt es das schon, aber mit dem in Deutschland oder Europa ist es einfach überhaupt nicht zu vergleichen!

Um von einer großen Stadt in die nächste große Stadt zu kommen oder um das Land zu bereisen, gibt es etliche große Busunternehmen, wie zum Beispiel „Easy Coach“, „Coast Bus“ oder „Akamba Bus“. Aber selbst da gibt es noch unterschiede was den Comfort, die Sicherheit und den Preis angeht. 

Wenn man in die Stadt fahren möchte fährt man meistens mit einem Matatu. Ein Matatu ist ein Kleinbus, der „eigentlich“ für 14 Leute zugelassen ist. Dass sich da keiner dran hält, ist hier das normalste was es nur gibt. „Normal“ ist es hier mit mindestens 20 Leuten in einem Matatu zu fahren. Unser Rekord war es mit 26 Leuten in einem Matatu zu sein. Ich schreibe „sein“, denn von „sitzen“ kann hier keine Rede sein! Ein Matatu hat 5 Reihen. Die erste Reihe mit drei Sitzplätzen, wo der Fahrer und zwei Passagiere daneben sitzen können. Die erste Reihe ist auch die einzige, in der die Sitzplätze eingehalten werden! In der zweiten Reihe ist eigentlich eine Bank für drei Personen vorgesehen. Dass dort 5 Sitzen ist keine Seltenheit. Die dritte Reihe hat eigentlich auch drei Plätze. Eine Sitzbank mit zwei Plätzen und einen Einzelsitz. Bank und Einzelsitz werden von einem beginnenden kleinen Durchgang getrennt, der sich bis zur letzten Reihe durchzieht. In der vierten Reihe das gleiche Spiel. Einzelsitzplatz und zweier Sitzbank. In der letzten Reihe wird’s interessant. Die letzte Reihe besteht aus einer durchgehenden Sitzbank, die ebenfalls eigentlich für drei Personen vorgesehen ist. Wer jetzt gut aufgepasst hat und mitgerechnet hat, kann bestätigen dass es eigentlich genau 14 SITZplätze (für Passagiere) in diesem Kleinbus gibt. Aber wie schon eben gesagt. Normal ist es, dass in der zweiten Reihe 5 Leute sitzen. In der dritten sitzen normalerweise 4, ebenso in der vierten Reihe. In der fünften Reihe werden immer so viele wie möglich „reingestopft“, sodass es keine Seltenheit ist ebenfalls dort mit fünf Personen zu sitzen. Wenn man dann noch von „sitzen“ reden kann. In der dritten und vierten Reihe „sitzt“ die vierte Person dann im Gang. Dort wird einfach zwischen Einzelplatz und Sitzbank ein kleines Holzbrettchen eingeklemmt und tadaaaa….ein neuer „Sitzplatz“ wurde geschaffen! Wenn dann jeder einen „Sitzplatz“ hat, könnte man meinen man würde jetzt mit 21 Personen (inklusive Fahrer) in diesem Büsschen sitzen. Tja…falsch gedacht! Weil die Kenianer so abenteuerlustig und risikobereit sind (manchmal denke ich, dass sie einfach nur verrückt sind!) werden meistens noch 3 bis vier Leute an die offene Tür gestellt oder einer wird bei jemand anderem an der Tür auf den Schoß gesetzt. Dort stehen sie dann dicht an dicht, halten sich irgendwie drinnen im Matatu fest und stehen dann (halbwegs) aufrecht draußen am Matatu. Wie sie das machen, ohne herauszufallen ist mir ein Rätsel. Ich könnte mich bei der Geschwindigkeit gar nicht festhalten. Und ich will es ehrlich gesagt auch gar nicht! So wären wir als bei 24 bis 25 Personen. Gibt’s nicht? Gibt’s wohl! :D Und weil es sogar noch verrücktere Leute gibt, stellen die sich nicht ganz „normal“ an die Tür, wie die anderen auch….neiiin! Die stellen sich ans hintere Fenster! Und zwar von draußen! Wie das funktioniert, kann ich hier leider nicht erklären, denn ich hab bis jetzt immer so gesessen, dass ich es mir nicht richtig angucken konnte, aber erst am Freitagabend, als wir von Kisumu nach Hause gefahren sind, war es wieder so! Das Matatu war picke packe voll und der Typ, der das Geld immer einsammelt, der Verrückte, stellt sich neben mein Fenster von außen dran. Einen Fuß hatte ich dann bei mir im Fenster stehen. Eigentlich hätte ich ja gerne aus dem Fenster geguckt, denn es war schon dunkel und ich hatte die Hoffnung ein paar Sterne zu sehen. Mit dem Fuß und dem Bein im Weg war das dann leider nicht mehr möglich…!
Achso! Interessant wird es dann noch, wenn man schon denkt man ist mit 24 oder 25 Personen in einem Bus, entdeckt aber hinterher beim Aussteigen erst noch die drei Baby die auch mitgereist sind! Wo die manchmal herkommen ist mir dann auch ein Rätsel. Die sieht man nämlich auch nicht immer. Ab und zu sieht man mal eins bei seiner Mutter auf dem Schoß sitzen, aber wie gesagt…man sieht sie nicht immer!
Ein anderes Problemchen gibt es auch noch, wenn eine (oder mehrere) richtige afrikanische Big Mama einsteigt. Die Kenianer sind entweder gertenschlank und gut gebaut oder aber sie sind, wie gesagt, gut genährte Big Mamas oder Papas. Meistens ist das Matatu dann schon so voll, dass sie nach ganz hinten müssen. Und der der eben beschriebene „Gang“ ist nicht sehr breit…. Also am besten rückwärts nach hinten gehen und sich irgendwie hin quetschen. Ist immer seeehr angenehm, wenn man schon hinten sitzt, so eine Mama einsteigt, sich einem rückwärts nähert und man dann aufeinmal das „etwas“ größere Hinterteil fast im Gesicht hat, bevor sie sich hinsetzt…chrmm…aber selbst ich bin jetzt schon dazu übergegangen rückwärts durchzugehen, denn wenn man hinten angelangt ist, ist es meistens dann viel zu eng, um sich nochmal umzudrehen und hinzusetzen…!
Eine andere Sache ist, wie, oder was, manche Leute noch mit sich transportieren. Oft sind große Körbe auf dem Dach festgeseilt oder der Kofferraum ist halb offen und irgendwie mit einem Seil befestigt, damit er nicht aufspringt. Dass aber auch Schafe oder Ziegen auf dem Dach festgebunden sind und „mitreisen“ ist keine Seltenheit! Am Freitagmorgen allerdings hatten Katja und ich eine etwas andere Art der Begegnung mit einem solchen Tier. Wir wollten mit dem Matatu nach Kisumu und es war, wiedermal, nur noch hinten Platz. Katja also vor, setzte sich schon hin und ich hinterher und hab mich auch irgendwie dazu gequetscht. Eigentlich hatte ich das Glück vor dem „Gang“ zu sitzen und hätte „eigentlich“ ein bisschen Beinfreiheit gehabt. Leider stieg noch jemand dazu und wurde dann auf dem eben beschrieben Brett im Gang platziert. Soweit ja kein Problem…aber aufeinmal berührte irgendetwas mein Bein. Erst hatte ich das gar nicht richtig bemerkt, aber dann schon wieder. Ich rückte meine Beine etwas zurecht, weil ich dachte, da wären wieder irgendwelche großen Eimer oder was auch immer mittransportiert wird, hinten im Kofferraum. Aber schon wieder streifte irgendetwas mein Bein! Erst dachte ich, das wäre ein Hund, aber die Kenianer haben es nicht so mit Hunden und es würde eigentlich nie jemand auf die Idee kommen einen Hund mit ins Matatu zu nehmen. Hunde sind hier nur Straßenhunde und mehr nicht. Ich meinte dann zu Katja, dass das irgendwie fies wäre und irgendwas mein Bein andauernd streift. Sie meinte dann nur so „hmm komisch“ und aufeinmal erschrak sie selbst, weil auch sie irgendwas berührt hätte! Ich fand das dann wirklich fies, weil es so eng war, dass wir nicht sehen konnten, was da unter uns war! Zum Glück stieg der Mann neben mir dann bald aus, dass wir ein bisschen rutschen konnten und konnten dann sehen was es war. Jemand hatte sein Schaf, und zwar ein nicht gerade kleines, einfach mitgenommen und in den Kofferraum getan!! Das hatten wir wirklich noch nie gesehen! Es lag unter unserer Sitzbank und war irgendwie festgebunden. Leider hatte es sich zwischenzeitlich ein bisschen befreien und lockern können, dass es fast im Gang stand. Ich sagte dann jemandem bescheid, der daraufhin reinkam und das Schaf mit dem Fuß wieder unter die Sitzbank zurückschob…! Hmm…naja…so war es wenigstens wieder halbwegs „verstaut“. Dass es aber andauern bockte und sich wieder freimachen wollte, war nicht so angenehm. Naja…fuhren wir halt mit einem Schaf unter der Bank in die Stadt. Ist hier halt so. Wie heißt es doch so schön….DIA! :)

Außer dem Matatu gibt es noch das sogenannte „Piki Piki“. Das sind Motorradtaxen. Die gibt es sogut, wie überall. Eigentlich findet man an jeder (Straßen)Ecke eins. Damit fährt man eigentlich nur kurze Strecken und sie sind äußerst praktisch! Abgesehen vom praktischen macht es auch unglaublich Spaß und ich fahre gerne Piki! :) Beim  Piki fahren muss man eigentlich nicht so viel beachten, außer dass man sich die Fahrer, bevor man aufsteigt, vielleicht erstmal ein bisschen genauer angucken sollte. Es ist weder gut einen zu jungen Fahrer zu haben, noch ist es gut einen zu alten zu haben. Die jungen fahren meisten zu draufgängerisch. Meistens hab ich das Gefühl, dass sie einem dann etwas beweisen wollen. Bei den älteren ist es so, dass die dann schon wieder zu langsam fahren…aber, da sollte dann vielleicht jeder selbst gucken, was er am liebsten mag! ;)

„Boada Boda“ sind Fahrradtaxen. Die habe ich bis jetzt am meisten in der Stadt gesehen. Es gibt sie aber auch auf den Dörfern. Meistens sind es ziemlich alte Fahrräder mit einem gemütlich aussehenden  Sitzkissen auf dem Gepäckträger. Sie fahren einen auf kurzen Strecken zum nächsten Supermarkt oder wo man sonst hinwill für ein paar Shilling. Leider habe ich das selbst noch nicht ausprobiert, soll aber sehr lustig sein und ich will es aufjedenfall noch machen! :D

Ansonsten gibt es auch noch „normale“ Taxen. Die sind meistens weiß und „normale“ Kombis. Aber selbst in so einen Kombi wird man dann mit mindestens 14 Personen gestopft und jeder Platz wird ausgenutzt, bis hin zum Kofferraum! Außerdem ist es dann für den „Comfort“ auch ein bisschen zu teuer.

So…das war‘s zu den „Verkehrsmitteln“! :) Ich hoffe, ihr könnt es euch jetzt ein bisschen besser vorstellen, wie man hier von A nach B kommt…! :) Lustig und spannend wird’s aufjedenfall immer! :)