Ja…ein lift also. Bis dahin dachte ich immer „lift” hieße „Aufzug”.
Letzten Samstag habe ich dann neu dazugelernt. „Lift“ heißt nämlich auch, jedenfalls hier, trampen! :D
Also…wir waren letzten Samstag in der Nähe von Kisumu einen Freund besuchen und abends wollten wir wieder zurück fahren. Da aber ja Wochenende war, wir auch noch in der Nähe von Kisumu, wo sich immer mehr Leute aufhalten, als hier auf den Dörfern, und sich auch noch ziemlich dunkle Wolken anfingen zu knubbeln , sagen wir eher schwarze, standen unsere Chancen, ein Matatu zu erwischen schlecht. Als wir dann auch noch die ganzen Menschen da stehen sahen, jedes Matatu, das ankam, schon unglaublich vollgestopft und wir dann bestimmt 10 Matatus durchfahren lassen mussten, weil sie eben so voll waren, meinte Mike, der Freund, den wir besucht hatten, auf einmal: „I think you have to ask for a lift!“. Ich habe ihn daraufhin erst mal komisch angeguckt, bis Yvonne meinte: „Er meint, wir sollen ein Auto anhalten und fragen, ob wir mitgenommen werden.“. Hmm…erst mal war mir das natürlich nicht so geheuer und ich habe dann die nächsten zwei Matatus noch abgewartet und geguckt, ob wir vielleicht doch einen Platz bekommen konnten. Aber da war wirklich absolut nichts zu machen. Na gut…dann also ein „lift“! Wir sind dann ein Stück weiter gegangen, wo mehr Platz war, damit Autos anhalten konnten. Wir hielten also Ausschau nach Privatautos, die wir hätten anhalten können. Vor ein paar Minuten fuhren noch etliche Pick Ups und „gut aussehende“ Autos (jaaa das heißt hier schon was!) vorbei. Und jetzt, wo wir eins brauchten…kam natürlich keins! So wie es immer ist, wenn man etwas braucht, ist es nicht da! Nach einigen Minuten Flaute, kamen dann zum Glück doch ein paar wieder an uns vorbei gefahren und ich bin dann immer vorgelaufen und hab gewunken und den Arm rausgehalten. Wir hatten die Hoffnung, dass vielleicht jemand für ein paar „Mzungus“ doch anhalten würde. Aber sie fuhren alle vorbei. Trotz meinem Winken und meinem auf und ab springen…. Wir hatten schon fast aufgegeben und wollten dann doch irgendwie in ein vollgestopftes Matatu reinkommen, als endlich ein Auto auf mein Winken und hin und her springen anhielt. Ein weißer Kombi (jaa ein sauberes und „gut aussehendes“ Auto!) mit schwarzen Scheiben…hmm…Mike ist dann ans Fenster, welches die Frau auf dem Beifahrersitz nur einen Spalt breit aufgemacht hatte (man weiß ja nie…) und fragte, ob sie uns mitnehmen könnten. Sie willigten ein und wir konnten endlich einsteigen! :D
Im Auto war es so gemütlich, dass wir froh waren, doch nicht in einem vollgestopften und engen Matatu zu sitzen. Das Ehepaar, das uns mitgenommen hatte, war auch wirklich sehr nett. Die erste Frage, die uns gestellt wurde, war: „Are you christians??“. Wir natürlich alle „Jaaa“ gesagt, woraufhin uns freudig die Hand geschüttelt wurde und „Good! Good! Good!“ gesagt wurde…hmmm typisch! Nächstesmal probiere ich mal was anderes und sage, dass ich Atheist bin. Mal sehen, ob wir dann auch noch so freudig begrüßt werden…haha :D
Im weiteren Gespräch stellte sich dann noch heraus, dass die beiden aus der Nähe von Uradi kamen, ein anderes Dorf, wo noch zwei andere aus unserer Freiwilligengruppe sind und diese sogar kannten! Selbst Kenia ist also ein einziges Dorf! :D
Ich fand das alles irgendwie so aufregend und spannend, dass ich fast die ganze Autofahrt durch immer wieder anfangen musste zu lachen. Wir hatten doch wirklich ein fremdes Auto angehalten und waren einfach eingestiegen…in Deutschland hätte ich das wahrscheinlich NIE gemacht…aber hier gehört es dann doch irgendwie dazu. :)
Sie ließen uns dann in einem Dorf ganz in der Nähe raus, wo wir dann von unserem Father abgeholt wurden. Letztendlich sind wir dann doch gut nach Hause gekommen, ohne Matatu oder Piki zu fahren. Gott sei Dank! J Geld hatten wir übrigens auch gespart, denn einen „lift“ bezahlt man hier nicht. :)
Wo wir gerade bei Verkehrsmitteln sind…hatte ich eigentlich schon mal was zu den Fortbewegungsmitteln hier geschrieben? Ich glaube nicht…also…was man zu Matatu, Piki Piki, Boda Boda & CO wissen sollte! :)
In Kenia gibt es in keiner Stadt eine U-Bahn oder Straßenbahn. Es gibt auch kein richtiges Verkehrsnetz. Also eigentlich gibt es das schon, aber mit dem in Deutschland oder Europa ist es einfach überhaupt nicht zu vergleichen!
Um von einer großen Stadt in die nächste große Stadt zu kommen oder um das Land zu bereisen, gibt es etliche große Busunternehmen, wie zum Beispiel „Easy Coach“, „Coast Bus“ oder „Akamba Bus“. Aber selbst da gibt es noch unterschiede was den Comfort, die Sicherheit und den Preis angeht.
Wenn man in die Stadt fahren möchte fährt man meistens mit einem Matatu. Ein Matatu ist ein Kleinbus, der „eigentlich“ für 14 Leute zugelassen ist. Dass sich da keiner dran hält, ist hier das normalste was es nur gibt. „Normal“ ist es hier mit mindestens 20 Leuten in einem Matatu zu fahren. Unser Rekord war es mit 26 Leuten in einem Matatu zu sein. Ich schreibe „sein“, denn von „sitzen“ kann hier keine Rede sein! Ein Matatu hat 5 Reihen. Die erste Reihe mit drei Sitzplätzen, wo der Fahrer und zwei Passagiere daneben sitzen können. Die erste Reihe ist auch die einzige, in der die Sitzplätze eingehalten werden! In der zweiten Reihe ist eigentlich eine Bank für drei Personen vorgesehen. Dass dort 5 Sitzen ist keine Seltenheit. Die dritte Reihe hat eigentlich auch drei Plätze. Eine Sitzbank mit zwei Plätzen und einen Einzelsitz. Bank und Einzelsitz werden von einem beginnenden kleinen Durchgang getrennt, der sich bis zur letzten Reihe durchzieht. In der vierten Reihe das gleiche Spiel. Einzelsitzplatz und zweier Sitzbank. In der letzten Reihe wird’s interessant. Die letzte Reihe besteht aus einer durchgehenden Sitzbank, die ebenfalls eigentlich für drei Personen vorgesehen ist. Wer jetzt gut aufgepasst hat und mitgerechnet hat, kann bestätigen dass es eigentlich genau 14 SITZplätze (für Passagiere) in diesem Kleinbus gibt. Aber wie schon eben gesagt. Normal ist es, dass in der zweiten Reihe 5 Leute sitzen. In der dritten sitzen normalerweise 4, ebenso in der vierten Reihe. In der fünften Reihe werden immer so viele wie möglich „reingestopft“, sodass es keine Seltenheit ist ebenfalls dort mit fünf Personen zu sitzen. Wenn man dann noch von „sitzen“ reden kann. In der dritten und vierten Reihe „sitzt“ die vierte Person dann im Gang. Dort wird einfach zwischen Einzelplatz und Sitzbank ein kleines Holzbrettchen eingeklemmt und tadaaaa….ein neuer „Sitzplatz“ wurde geschaffen! Wenn dann jeder einen „Sitzplatz“ hat, könnte man meinen man würde jetzt mit 21 Personen (inklusive Fahrer) in diesem Büsschen sitzen. Tja…falsch gedacht! Weil die Kenianer so abenteuerlustig und risikobereit sind (manchmal denke ich, dass sie einfach nur verrückt sind!) werden meistens noch 3 bis vier Leute an die offene Tür gestellt oder einer wird bei jemand anderem an der Tür auf den Schoß gesetzt. Dort stehen sie dann dicht an dicht, halten sich irgendwie drinnen im Matatu fest und stehen dann (halbwegs) aufrecht draußen am Matatu. Wie sie das machen, ohne herauszufallen ist mir ein Rätsel. Ich könnte mich bei der Geschwindigkeit gar nicht festhalten. Und ich will es ehrlich gesagt auch gar nicht! So wären wir als bei 24 bis 25 Personen. Gibt’s nicht? Gibt’s wohl! :D Und weil es sogar noch verrücktere Leute gibt, stellen die sich nicht ganz „normal“ an die Tür, wie die anderen auch….neiiin! Die stellen sich ans hintere Fenster! Und zwar von draußen! Wie das funktioniert, kann ich hier leider nicht erklären, denn ich hab bis jetzt immer so gesessen, dass ich es mir nicht richtig angucken konnte, aber erst am Freitagabend, als wir von Kisumu nach Hause gefahren sind, war es wieder so! Das Matatu war picke packe voll und der Typ, der das Geld immer einsammelt, der Verrückte, stellt sich neben mein Fenster von außen dran. Einen Fuß hatte ich dann bei mir im Fenster stehen. Eigentlich hätte ich ja gerne aus dem Fenster geguckt, denn es war schon dunkel und ich hatte die Hoffnung ein paar Sterne zu sehen. Mit dem Fuß und dem Bein im Weg war das dann leider nicht mehr möglich…!
Achso! Interessant wird es dann noch, wenn man schon denkt man ist mit 24 oder 25 Personen in einem Bus, entdeckt aber hinterher beim Aussteigen erst noch die drei Baby die auch mitgereist sind! Wo die manchmal herkommen ist mir dann auch ein Rätsel. Die sieht man nämlich auch nicht immer. Ab und zu sieht man mal eins bei seiner Mutter auf dem Schoß sitzen, aber wie gesagt…man sieht sie nicht immer!
Ein anderes Problemchen gibt es auch noch, wenn eine (oder mehrere) richtige afrikanische Big Mama einsteigt. Die Kenianer sind entweder gertenschlank und gut gebaut oder aber sie sind, wie gesagt, gut genährte Big Mamas oder Papas. Meistens ist das Matatu dann schon so voll, dass sie nach ganz hinten müssen. Und der der eben beschriebene „Gang“ ist nicht sehr breit…. Also am besten rückwärts nach hinten gehen und sich irgendwie hin quetschen. Ist immer seeehr angenehm, wenn man schon hinten sitzt, so eine Mama einsteigt, sich einem rückwärts nähert und man dann aufeinmal das „etwas“ größere Hinterteil fast im Gesicht hat, bevor sie sich hinsetzt…chrmm…aber selbst ich bin jetzt schon dazu übergegangen rückwärts durchzugehen, denn wenn man hinten angelangt ist, ist es meistens dann viel zu eng, um sich nochmal umzudrehen und hinzusetzen…!
Eine andere Sache ist, wie, oder was, manche Leute noch mit sich transportieren. Oft sind große Körbe auf dem Dach festgeseilt oder der Kofferraum ist halb offen und irgendwie mit einem Seil befestigt, damit er nicht aufspringt. Dass aber auch Schafe oder Ziegen auf dem Dach festgebunden sind und „mitreisen“ ist keine Seltenheit! Am Freitagmorgen allerdings hatten Katja und ich eine etwas andere Art der Begegnung mit einem solchen Tier. Wir wollten mit dem Matatu nach Kisumu und es war, wiedermal, nur noch hinten Platz. Katja also vor, setzte sich schon hin und ich hinterher und hab mich auch irgendwie dazu gequetscht. Eigentlich hatte ich das Glück vor dem „Gang“ zu sitzen und hätte „eigentlich“ ein bisschen Beinfreiheit gehabt. Leider stieg noch jemand dazu und wurde dann auf dem eben beschrieben Brett im Gang platziert. Soweit ja kein Problem…aber aufeinmal berührte irgendetwas mein Bein. Erst hatte ich das gar nicht richtig bemerkt, aber dann schon wieder. Ich rückte meine Beine etwas zurecht, weil ich dachte, da wären wieder irgendwelche großen Eimer oder was auch immer mittransportiert wird, hinten im Kofferraum. Aber schon wieder streifte irgendetwas mein Bein! Erst dachte ich, das wäre ein Hund, aber die Kenianer haben es nicht so mit Hunden und es würde eigentlich nie jemand auf die Idee kommen einen Hund mit ins Matatu zu nehmen. Hunde sind hier nur Straßenhunde und mehr nicht. Ich meinte dann zu Katja, dass das irgendwie fies wäre und irgendwas mein Bein andauernd streift. Sie meinte dann nur so „hmm komisch“ und aufeinmal erschrak sie selbst, weil auch sie irgendwas berührt hätte! Ich fand das dann wirklich fies, weil es so eng war, dass wir nicht sehen konnten, was da unter uns war! Zum Glück stieg der Mann neben mir dann bald aus, dass wir ein bisschen rutschen konnten und konnten dann sehen was es war. Jemand hatte sein Schaf, und zwar ein nicht gerade kleines, einfach mitgenommen und in den Kofferraum getan!! Das hatten wir wirklich noch nie gesehen! Es lag unter unserer Sitzbank und war irgendwie festgebunden. Leider hatte es sich zwischenzeitlich ein bisschen befreien und lockern können, dass es fast im Gang stand. Ich sagte dann jemandem bescheid, der daraufhin reinkam und das Schaf mit dem Fuß wieder unter die Sitzbank zurückschob…! Hmm…naja…so war es wenigstens wieder halbwegs „verstaut“. Dass es aber andauern bockte und sich wieder freimachen wollte, war nicht so angenehm. Naja…fuhren wir halt mit einem Schaf unter der Bank in die Stadt. Ist hier halt so. Wie heißt es doch so schön….DIA! :)
Außer dem Matatu gibt es noch das sogenannte „Piki Piki“. Das sind Motorradtaxen. Die gibt es sogut, wie überall. Eigentlich findet man an jeder (Straßen)Ecke eins. Damit fährt man eigentlich nur kurze Strecken und sie sind äußerst praktisch! Abgesehen vom praktischen macht es auch unglaublich Spaß und ich fahre gerne Piki! :) Beim Piki fahren muss man eigentlich nicht so viel beachten, außer dass man sich die Fahrer, bevor man aufsteigt, vielleicht erstmal ein bisschen genauer angucken sollte. Es ist weder gut einen zu jungen Fahrer zu haben, noch ist es gut einen zu alten zu haben. Die jungen fahren meisten zu draufgängerisch. Meistens hab ich das Gefühl, dass sie einem dann etwas beweisen wollen. Bei den älteren ist es so, dass die dann schon wieder zu langsam fahren…aber, da sollte dann vielleicht jeder selbst gucken, was er am liebsten mag! ;)
„Boada Boda“ sind Fahrradtaxen. Die habe ich bis jetzt am meisten in der Stadt gesehen. Es gibt sie aber auch auf den Dörfern. Meistens sind es ziemlich alte Fahrräder mit einem gemütlich aussehenden Sitzkissen auf dem Gepäckträger. Sie fahren einen auf kurzen Strecken zum nächsten Supermarkt oder wo man sonst hinwill für ein paar Shilling. Leider habe ich das selbst noch nicht ausprobiert, soll aber sehr lustig sein und ich will es aufjedenfall noch machen! :D
Ansonsten gibt es auch noch „normale“ Taxen. Die sind meistens weiß und „normale“ Kombis. Aber selbst in so einen Kombi wird man dann mit mindestens 14 Personen gestopft und jeder Platz wird ausgenutzt, bis hin zum Kofferraum! Außerdem ist es dann für den „Comfort“ auch ein bisschen zu teuer.
So…das war‘s zu den „Verkehrsmitteln“! :) Ich hoffe, ihr könnt es euch jetzt ein bisschen besser vorstellen, wie man hier von A nach B kommt…! :) Lustig und spannend wird’s aufjedenfall immer! :)
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